Sicherheit hat Priorität bei Flugschauen
Wenn hoch über den Köpfen der Zuschauern Militärjets und Kunstflugzeuge rasen, Pirouetten drehen und steil zum Himmel steigen, dann ist damit auch immer eine Gefahr verbunden, Flugschauen sind eines der potenziell gefährlichsten Events, weil ein Unglück meistens katastrophale Auswirkungen hat. Und an Unglücksfällen fehlt es nicht.
Lernen von Rammstein
Die schlimmste Katastrophe bei einer Flugschau in Deutschland geschah am 28. August 1988 in Rammstein. Siebzig Menschen kamen ums Leben, als drei Jets des Frecce Tricolori zusammenstießen. Eines der Flugzeuge stürzte in die Zuschauer. Seitdem hat es zwar immer wieder Unfälle gegeben, aber mit weitaus weniger Verletzten unter den Zuschauern. Der Grund dafür sind wesentlich erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und ein Konzept, das vor allem die Zuschauer schützen soll.
Gefahrenzonen ausgeweitet
Die erste Maßnahme nach dem Rammstein-Desaster war es, die Gefahrenzonen auszuweiten. Die Piloten fliegen nun in deutlich weiterem Abstand von den Zuschauerbereichen vorbei. Die Zonen sind so angelegt, dass selbst bei einem Crash noch genügend Platz vorhanden ist, damit herumfliegende Trümmer nicht den Publikumsbereich erreichen können.
Mittlerweile müssen die Zuschauer mindestens 150 Meter von der Start- und Landebahn entfernt sein. Die Flugvorführungen selbst müssen 350 Meter weit von den Zuschauerrängen stattfinden. Auch die Mindestflughöhe wurde neu definiert, nachdem es bei Tiefflügen ebenfalls Unfälle gegeben hat. Einzelne Flugzeuge müssen einen Abstand vom Boden von dreißig Metern halten, bei Formationen sind es 100 Meter. Über dem Publikum selbst muss eine Flughöhe von 300 Meter eingehalten werden. Formationsflüge, bei denen sich die Flugzeuge begegnen, müssen seitlich ausgeführt werden. Damit soll ausgeschlossen werden, dass bei einem Zusammenstoß ein havariertes Flugzeug bis zu den Zuschauern gelangt.
Man hatte in Deutschland lange diskutiert, welche Art der Flugschauen noch zugelassen werden sollen, und beschlossen, diese auf Kunstflug und kommerzielle Flugzeuge zu beschränken. Das bedeutete das Aus für militärische Kunstflugstaffeln, die oftmals das Aushängeschild der Luftwaffe eines Landes sind. Eine Ausnahme wird für die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung gemacht: Hier dürfen seit 2000 auch wieder die Eliten der Luftwaffe ihr Können zeigen.
Rettungsdienste sind vor Ort
Die Sicherheit bei Flugschauen wird aber auch noch durch andere Maßnahmen erhöht. So dürfen sich die Zuschauer nur in bestimmten Bereichen aufhalten, auch wenn es keine aktuellen Flüge gibt. Jede Flugschau muss natürlich auf einem Flughafen durchgeführt werden, der die notwendigen Einrichtungen für Fluglotsen hat. Wichtig ist auch, dass es nicht nur eine Feuerwehr gibt, sondern die Retter auch entsprechend für Flugzeugunglücke ausgebildet sind. Das gilt auch für das Sanitätspersonal: Bei einer Flugschau stehen immer ausreichend Krankenwagen und Notärzte sowie Rettungssanitäter bereit.
Die Piloten selbst sind durch technische Einrichtungen wie einen Schleudersitz geschützt. Im Falle eines Fehlversagens können sie sich – je nach Modell – aus dem Flugzeug hinauskatapultieren und an einem Fallschirm in sicherer Entfernung zur Erde sinken. Außerdem werden in so einem Fall bei vielen Flugzeugtypen automatische die Triebwerke ausgeschaltet.
Im Vorfeld einer Flugschau werden mit den Piloten auch die jeweiligen Flugstrecken und Ausweichrouten besprochen. Wenn es zu einem technischen Defekt kommt, können zum Beispiel nahegelegenen Waldstücke, Seen, offenes Meer oder große Wiesenflächen angeflogen werden. Außerdem werden bewohnte Gebiete auf Karten eingetragen und besonders markiert.
Spezialausbildung für Piloten
Bei einer Flugschau werden nur entsprechend ausgebildete Piloten zugelassen. Sie müssen eine langjährige Erfahrung haben und bereits ihr Können unter Beweis gestellt haben. Kunstflieger werden auch immer wieder auf ihren Gesundheitszustand überprüft. Sie müssen auch gut im Team arbeiten können, besonders wenn sie in einer Staffel fliegen. Auch wenn sie waghalsige Manöver fliegen, sind diese doch sorgfältig kalkuliert. Jedem Kunstflug gehen lange Planungen voraus, die heute sogar am Computer simuliert werden können, Die Kunststücke werden in manchmal monatelangen Trainingseinheiten in einer sicheren Umgebung eingeübt.
Viele Unglücke geschehen aufgrund eines technischen Defekts. Das ist besonders dramatisch, weil aufgrund der geringen Höhe kaum Spielraum bleibt, diesen zu beheben. Umso sorgfältiger müssen die Flugzeuge gewartet werden. Vor jeder Flugschau werden sie auf Herz und Nieren geprüft und in den meisten Fällen von staatlichen Stellen abgenommen. Viele der Flugzeuge sind auch eigens für Flugschauen gebaut worden oder haben entsprechende Erweiterungen bekommen.
Eine Flugschau ist eine sichere Veranstaltung, bei der das Risiko für die Zuschauer erheblich minimiert wurde und dem der Formel 1 vergleichbar ist. Sie ist dennoch ein atemberaubendes Erlebnis.